Das Verhältnis von Fläche und Raum und mithin die Frage, welche Arten von Räumlichkeit sich auf und mit einem Blatt Papier überhaupt herstellen lassen, hat Hesse konstant umgetrieben. Viele ihrer Grafiken operieren mit der Spannung zwischen Gesten des Öffnens und Schließens, des „Eingrenzens“ und „Entfesselns“. Ihre Cutouts von Maschinenteilen beispielsweise, die Hesse streng entlang der Konturen ausschneidet, kokettieren mit der Möglichkeit multipler Anordnungen und Orientierungen. In dem Brief an LeWitt spricht die Künstlerin sowohl vom „wild space“(vom „wilden Raum“) als auch von der „Box“. Ebenjene „Box“ – der Kubus – ist in dem Zusammenhang von besonderem Interesse: Als geometrische Grundform, ikonisches Element des Minimalismus und nicht zuletzt als Volumen, das sich aus Flächen zusammensetzt, wird der Kubus bei Hesse aufgeklappt und befüllt, perspektivisch gedreht oder gar anthropomorphisiert. Dieser experimentelle Zugriff auf das Bekannte – exemplarisch für Hesses „riskanten“ Formbegriff – stand Pate für das Display der Ausstellung. Der „White Cube“ des Museums wird zum Behältnis für drei raumgroße Boxen in unterschiedlichen Stadien der Dekonstruktion, die Hesses Arbeiten auf Papier beherbergen und zur Schau stellen.