„Crazy like machines, forms larger and bolder” – so beschreibt Eva Hesse (* 1936 in Hamburg; † 1970 in New York) 1965 eine Gruppe eben fertiggestellter Zeichnungen in einem Brief an ihren künstlerischen Weggefährten Sol LeWitt. Sie bezieht sich dabei auf ihre sogenannten „mechanischen Zeichnungen“, die Details von technischen Apparaturen abzubilden scheinen und zugleich auf irritierende Weise körperhaft anmuten – als gewänne man Einblick in die Komponenten und Prozesse eines rätselhaften maschinellen Organismus. Hesse fertigte diese Zeichnungen während eines längeren Aufenthalts 1964/65 in Kettwig an der Ruhr (heute Teil von Essen) in Deutschland an, der als Periode einer Transformation in die Kunstgeschichte eingehen sollte. Die Künstlerin, die Deutschland als Kleinkind auf der Flucht vor den Nazis verlassen hatte, sah sich dort nicht nur mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, sondern erarbeitete sich auch den Weg in ihre künstlerische Zukunft: Als Malerin hatte sie New York verlassen; als Bildhauerin kehrte sie zurück. Das Zeichnen – die Arbeitauf und mit Papier – war davor und blieb auch danach ein zentrales Element ihrer künstlerischen Praxis.